Fußball & Religion

Nahid Shahalimi, Bachtyar Ali und Jochen Wagner im Gespräch

Stadion
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Eintritt frei

"Alles Göttliche ist schön, leicht, rund und schnell ..."

... was paßt, frei nach Lessings kunsttheoretischer Schrift "Laokoon"besser auf den "König Fußball"! Die Welt ist alles, was der Ball ist?
Woran  sonst dürfte der liebe Gott gedacht haben, als er/sie die "blue world" schuf; wenn nicht an das vollkommene Rund, diese Rauschkugel, die, wenn Du sie nur siehst, den Flow in Dir auslöst? "Gib mich die Kirsche, Deutschland!" so zärtlich, grammatikalisch dekonstruiert wie gegen-gegendert hat der frühere Dortmunder Mittelstürmer und Nationalspieler Lothar Emmerich "il pallone" beim Kosenamen gerufen. Ja, "Fußball ist die letzte heilige Handlung" (Pasolini), weil sie das Spiel wider den Krieg, den homo ludens wider den homo nectans, das spielende Kind am Ball wider den tötenden Soldaten an der Gewehrkugel feiert, Wer Fußball spielt, impft sich psychisch gegen alles Destruktive. Schon das Minimum Fairplay verinnerlicht die Anerkennung des Andern als mir verschwistert: man kann nur miteinander gegeneinander spielen. Mag das Foul strategisch der höheren Ordnung des Gewinnens geschuldet sein: das Fußballspiel ist die Kunst des Siegens ohne den Tod des Verlierers. Was also heiligt das Spiel mehr, als die Utopie vom opferlosen Stand? Ja, Ernst Happel etwa, hat recht: „Ein Tag ohne Ball ist ein verlorener Tag“. So freue ich mich am Können des Andern. So verschwistert der "linke Fußball" (Menotti) den Traum von der verspielten Revolution mit der Tat, auf dem Platz sind alle gleich. Selbst wenn der "rechte Fußball" die Passion an Profit, Macht, Korruption, Doping verrät: mit der artistischen Beinarbeit am Ball wird der Mensch konstruktiv anarchisch.
Wer mit dem Ball tanzt, gehorcht einzig dem Gefühl der Lust, lebt die Poeiesis, das Selbermachen des Augenblicks, intuitiv, exzentrisch positioniert  in selbstvergessener Hingabe an das Spiel, versunken in fokussierter Intensität, zugleich hellwach für den erfüllenden Augenblick, den Kairos für den tödlichen Paß, der nur eine Kraft kennt: dass die Lebenden Spielzug um Spielzug Freude "produzieren" …. Fußball – ein Apostel vom Esperanto des Glücks!